Gute Bildung braucht gute Schülerbeförderung
Bereits im Kreisentwicklungskonzept des Landkreises Harz vom Juni 2015 wurde das „Sichern und Ausbauen vielfältiger und generationenübergreifender Bildungs-, Kultur- und Sportangebote als wesentlichen Faktor zur Erreichung einer ausgewogenen Bevölkerungsstruktur herausgearbeitet.
Aus der Erkenntnis, dass Bildung ein wichtiger Standortfaktor für den Landkreis Harz in Zeiten des demographischen Wandels ist, hat der Kreistag den Landrat im September 2016 damit beauftragt, ein Bildungsbüro einzurichten, um die Aufgabe „Bildung“ als kommunale Gestaltungsaufgabe unter Einbeziehung der Kreisangehörigen Gemeinden wahrzunehmen. „Bildung wirkt vor Ort, denn die meisten Bildungskontexte sind kommunal (Schulen, Horte, Kitas, Freizeitangebote, Berufsausbildungen, Weiterbildungen). Der Landkreis und die Kommunen haben die Chance, die Bildungsbeteiligung zu erhöhen, Bildung als Standortvorteil auszubauen und Sozialausgaben langfristig zu verringern“, so die Begründung zum Auftrag der Einrichtung eines Bildungsbüros.
Das alles klingt erstmal gut und richtig, darf aber nicht nur Theorie bleiben. Damit „Bildung als Standortfaktor“ nicht nur ein theoretischer Aspekt bleibt, muss das Verwaltungshandeln des Landkreises Harz die in den Mittelpunkt stellen, denen „Bildung“ zu Gute kommen soll. Im Bereich der Primarstufe muss sich der Fokus des Kreises also auf die Grundschülerinnen und Grundschüler richten.
Die Tatsache, dass der Landkreis zum 10.12.2017 einen neuen Nahverkehrsplan in Kraft setzen wollte, bei dem die Belange der Schülerbeförderung nahezu unberücksichtigt geblieben und eine angemessene Beteiligung der Schulen unterblieben ist (vgl. https://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/schulen-vergessen-peinliche-fahrplan-panne-im-harz) zeigt aus meiner Sicht, dass es noch ein weiter Weg ist, den hohen Stellenwert, den Bildung mit allen dazu gehörenden Nebenaspekten für den Landkreis haben muss, in den Köpfen aller dort handelnder Personen zu verankern.
Zu guter Schulbildung gehört eben auch eine gute Erreichbarkeit der Schulen für die Schülerinnen und Schüler, ohne, dass sich Eltern Sorgen machen müssen, ob gerade den Kleineren genug Zeit bleibt, den Anschlussbus zu erreichen, oder was die Kinder in langen unbeaufsichtigten Wartezeiten so treiben.
Da mag die Verteilung von Schülerinnen und Schülern auf Linienbusse kosteneffizienter sein, als der zusätzliche Einsatz der bewährten Schulbusse. Dem Anspruch des Kreisentwicklungskonzepts, Bildung als Standortvorteil auszubauen, wird diese Vorgehensweise – wie ich finde – jedoch in keinem Fall gerecht. In Anlehnung an ein Zitat des damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz muss gelten, Schülerinnen und Schüler sind keine Kostenfaktoren mit Ohren.
Bleibt zu hoffen, dass die jetzt geplante Fahrplanumstellung im nächsten Anlauf die Belange von Schülerinnen und Schülern, deren Eltern und der Schulen berücksichtigt und zu den eigenen (Bildungs-)Zielen des Landkreises Harz passt.