Vereinsarbeit im ländlichen Raum in der Diskussion
„Ohne Verein nichts los?“ – diese Frage ließ sich ohne Zweifel im Ergebnis der Diskussionsrunde am vergangenen Montag mit einem deutlichen „ja“ beantworten. Die Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen-Anhalt lud dazu interessierte Bürger zu einer Veranstaltung mit dem Thema „Zusammenhalt im ländlichen Raum“ in das Kurhotel Fürstenhof in Blankenburg ein. Über 50 Besucher waren der Einladung gefolgt.
Moderator Oliver Lindner begrüßte die Talkgäste aus Sport und Politik: Birgit Rother (Rodelclub Blankenburg), Kathrin Hillen (SV Lok ’49 Blankenburg Bereich Leichtathletik), Martin Winter (SV Timmenrode ’56) und Ronald Brachmann (MdL). Unstrittig war an dem Abend die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements. Von der Feuerwehr, über die zahlreichen Sportvereine bis hin zu den Kultur- und Heimatvereinen übernehmen viele Menschen Verantwortung, ohne die diese Angebote und Tätigkeiten nicht vorhanden wären. Durch den demografischen Wandel sind diese auch zunehmend bedroht.
Für Martin Winter mache sich der demografische Wandel im ländlichen Raum in Timmenrode vor allem dadurch bemerkbar, dass Mannschaften aus verschiedenen Orten mittlerweile Spielgemeinschaften bilden müssen, um überhaupt spielfähig zu sein. Für eine eigene Mannschaft je Ort sind nicht mehr genügend Spieler vorhanden. Eine Vielzahl der Arbeit wird ehrenamtlich erledigt und je weniger Mitspieler vor Ort sind, desto schwieriger werde es das vorhandene Niveau der Vereinsarbeit zu halten. Dem schloss sich Kathrin Hillen an, ohne das Ehrenamtliche Engagement, besonders der Eltern, würde es in der Vereinsarbeit düster aussehen.
An dem Abend wurden auch zahlreiche konkrete Probleme angesprochen. Dafür stand der Landtagsabgeordnete und Innenpolitiker Ronald Brachmann Rede und Antwort. „Natürlich könne das Land die Vereinsarbeit vor Ort nicht steuern, jedoch die entsprechenden Rahmenbedingungen für die ehrenamtliche Vereinsarbeit schaffen. Dies sei in Form von Zuweisungen durch das Sportfördergesetz auch geschehen. Ferner wurden beispielsweise Wettbewerbe, wie die „Sterne des Sports“ ins Leben gerufen, die besonderes Engagement in der Vereinsarbeit entsprechen würdigen.
Für Sigmar Schink vom Flugverein Ballenstedt gibt es für eine gute Vereinsarbeit im Zuge des demografischen Wandels nur eine effiziente Lösung: „Jeden, den wir noch haben, gemäß seiner jeweiligen Stärken in die Vereinsarbeit einbinden. Diejenigen, die nicht mehr hier leben können aber den Verein bspw. durch die Betreuung der Homepage unterstützen. Ferner forderte er bei den Vereinen mehr Mut zur Modernisierung „Schmeißt die alten Sachen über Bord und macht euch öffentlich bemerkbar!“
Auch SPD-Bürgermeisterkandidat Philipp Eysel nahm als Zuschauer teil und konnte auf konkrete Fragen eingehen. Er sprach sich für eine Gleichbehandlung von Vereinen in allen Ortschaften aus. Als Stadt könne man die Vereine bspw. durch die Unterstützung bei Antragsstellungen und die Zusammenführung gemeinsamer Interessen hinsichtlich dem „Anzapfen“ von Fördertöpfen stärken, so Eysel.
Viele Vereine haben demnach die selben Probleme: Mitgliederentwicklung und der demographische Wandel machen die zukünftige Arbeit immer schwieriger. Hier schlug Jens Grezes vor, eine gemeinsame „Vereinsmesse“ zu initiieren, auf der das breite Vereinsangebot in Blankenburg vorgestellt wird. Oft ist nämlich gar nicht bekannt, was alles an Aktivitäten angeboten wird.
Am Ende blieb festzuhalten, dass Vereinsarbeit in Anbetracht der demografischen Entwicklung Vereinsarbeit ein entscheidendes Bindeglied im ländlichen Raum darstellt und es wirklich darauf ankommt, jeden, der Interesse hat, aktiv in die Vereinsarbeit einzubinden. Die Friedrich-Ebert-Stiftung wollte an dem Abend zunächst eine Plattform zum Meinungsaustausch schaffen. Dabei verwies der Moderator Oliver Lindner auf weitere Angebote der Stiftung für Vereine, wie Publikationen und Seminare zum Vereinsrecht.